Am 04. November hat AMD in einer live im Internet übertragenen Veranstaltung seine beiden neuen Oberklasse-Grafikchips Radeon RX 7900 XT und 7900 XTX der Öffentlichkeit vorgestellt. Beide GPUs werden ab 13. Dezember im Handel erhältlich sein.
Modell | Turbotakt in Spielen (MHz) | Compute-/RT-Einheiten | FP32/TMUs/ROPs | Speicheranbindung (Bit) | Infinity Cache (Kapazität MB) | Speicherkap./-typ | TBP (W) | Preis |
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Radeon RX 7900 XTX | 2300 | 96 | 6144/384/192 | 384 | 96 | 24 GB GDDR6 (20 GT/s) | 355 | 1149 EUR |
Radeon RX 7900 XT | 2000 | 84 | 5376/336/192 | 320 | 80 | 20 GB GDDR6 (20 GT/s) | 300 | 1049,99 EUR |
Radeon RX 6950 XT | 2100 | 80 | 5120/320/128 | 256 | 128 | 16 GB GDDR6 (18 GT/s) | 335 | ab 859 EUR |
Radeon RX 6900 XT | 2015 | 80 | 5120/320/128 | 256 | 128 | 16 GB GDDR6 (18,5 GT/s) | 350 | ab 879 EUR |
Stand: 17. Dezember 2023
TBP (Total Board Power) entspricht der Leistungsaufnahme der gesamten Grafikkarte, dazu gehören im Wesentlichen Grafikprozessor, Speicher und Spannungswandler.
Technische Neuerungen und Verbesserungen gegenüber der Radeon-RX-6000-Serie (RDNA2)
- Chiplet-Design: AMD setzt nun auch bei den Grafikchips auf das bereits bei den Ryzen-CPUs etablierte Chiplet-Design, bei dem die Funktionen auf mehrere einzelne Chips aufgeteilt werden: Der in einem 5nm-Prozess hergestellte „Graphics Core Die“ enthält die Recheneinheiten (Compute Units) und die Einheit, die für die Bildausgabe zuständig ist, während die in 6 nm gefertigten „Memory Cache Dies“ aus je einen 64-Bit-Speichercontroller und 16 MB L3-Cache bestehen. Die Radeon RX 7900 XTX besitzt sechs solcher MCDs und verfügt damit über 96 MB Infinity Cache, der über eine 384 Bit breite Schnittstelle an den GDDR6-Grafikspeicher angebunden ist.
- Größere L0-, L1- und L2-Caches: Die Kapazität von L0- und L1-Cache wurde jeweils von 16 auf 32 KB verdoppelt, die Größe des L2-Caches nimmt 50 Prozent zu – von 4 auf 6 MB. Dadurch sollen Leistungseinbußen durch kleiner ausgefalle Infinity Caches (L3) kompensiert werden.
- „Dual Issue“-ALUs: Unter bestimmten Umständen können die arithmetisch-logischen Einheiten nun zwei 32-Bit-Gleitkomma-Berechnungen parallel ausführen, wodurch sich der Datendurchsatz im Idealfall verdoppelt.
- KI-Matrix-Einheiten: Auch AMD stattet seine Grafikchips nun mit Recheneinheiten für KI-gestützte Matrizen-Berechnungen aus – vergleichbar mit Nvidias Tensor-Kernen. Bislang gibt es für diese aber noch kein konkretes Einsatzgebiet. Pro Compute Unit gibt es zwei KI-Einheiten.
- AV1-Videobeschleunigung/DisplayPort 2.1: Neben der Intel-Arc-Alchemist-Serie unterstützen nun auch die Radeon RX 7900 XT und 7900 XTX DisplayPort 2.1., der eine doppelt so hohe Datenübertragungsrate wie DP 2.0 hat (20 GBit/s pro Lane) und damit auch 8K-Inhalte mit bis zu 165 Hz zum Monitor übertragen kann.
Leistung
Rasterisierung
- Radeon RX 7900 XTX
Bei der herkömmlichen Technik zur Darstellung und Berechnung bewegter Bilder soll die Radeon RX 7900 XTX laut AMD bei 4K- bzw. UHD-Auflösung (3840×2160) bis zu 70 Prozent schneller sein als die Radeon RX 6900 XT. Damit würde die GPU wohl trotzdem nicht an Nvidias neues Top-Modell Geforce RTX 4090 herankommen. Auch Praxistests beweisen: Das Leistungsplus im Vergleich zur vorherigen Generation von High-End-Grafikchips in Form einer Geforce RTX 3090 Ti oder Radeon RX 6950 XT fällt mit durchschnittlich 26 bzw. 33 Prozent recht deutlich aus – trotzdem bleibt die Geforce RTX 4090 außer Reichweite. AMD positioniert die GPU aber auch nicht in diesem Leistungsbereich. Das neue AMD-Spitzenmodell liefert sich stattdessen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einer Geforce RTX 4080, aus dem sie oftmals knapp als Gewinner hervorgeht. Man kann sie somit als zweitschnellste GPU auf dem PC-Gaming-Markt bezeichnen.
- Radeon RX 7900 XT
Die „kleine Schwester“ liegt rund zehn Prozentpunkte hinter einer Geforce RTX 4080 16GB. Sie ist damit aber immer noch in der Spitzengruppe vertreten.
Raytracing
- Radeon RX 7900 XTX
Beim Einsatz von Raytracing soll der Leistungszuwachs laut AMD in einem ähnlichen Bereich liegen. Aber selbst dann könnte die Radeon RX 7900 XTX damit „nur“ eine Geforce RTX 3090 schlagen. Dieses Ergebnis hat sich auch in unabhängigen Leistungstests bestätigt. Obwohl die Raytracing-Leistung im Schnitt etwa 44 Prozent höher ausfällt als bei der Radeon RX 6950 XT, befindet sich die Radeon RX 7900 XTX im günstigsten Fall „nur“ auf dem Niveau von Nvidias stärkster GPU der RTX-3000-Serie. Die Geforce RTX 4080 liegt mit einem eindrucksvollen Vorsprung von durchschnittlich 26 Prozent nicht mehr in Reichweite.
- Radeon RX 7900 XT
Die Radeon RX 7900 XT ist etwa zehn Prozent langsamer als das XTX-Modell und liegt damit knapp hinter einer Geforce RTX 3080 Ti. Im Vergleich zur Radeon RX 6950 XT ergibt sich aber immer noch ein deutlicher Leistungszuwachs von durchschnittlich 27 Prozent.
Stromverbrauch/Effizienz
Mit einem Durchschnittsverbrauch von 354 Watt benötigt die Radeon RX 7900 XTX 58 W mehr Energie als eine Radeon RX 6900 XT, bei der Radeon RX 7900 XT sind es nur 10 W. Die Geforce RTX 4080 liegt mit knapp 290 W deutlich darunter; besonders beim Abspielen von 4K- und HDR-Videos ist diese GPU wesentlich sparsamer. Setzt man den Verbrauch ins Verhältnis zur Leistung, dann liegt die Radeon RX 7900 XTX im Schnitt 18 Prozent vor der RX 6900 XT (UltraHD). Während im UltraHD-Modus fast kein Unterschied vorhanden ist, arbeitet die kleinere Radeon RX 7900 XT im WQHD-Modus etwas effizienter.
Preis-/Leistungsverhältnis
Preise der Vorgängermodelle und der aktuellen Modelle
Radeon RX 6950 XT / RX 7900 XTX
859 EUR / 1.149 EUR (+29,7%)
Radeo RX 6950 XT / RX 7900 XT
859 EUR / 1.049,99 EUR (+22,2%)
Stand: 17.12.2022
Im Vergleich zum aktuell günstigsten Modell der Radeon RX 6950 XT ist der Preiszuwachs zwar hoch, hält sich aber im Gegensatz zu den extremen Preisaufschlägen der Konkurrenz (über 90 Prozent bei der Geforce RTX 4080) noch im Rahmen. Im Vergleich zur Geforce RTX 4080 ist die GPU günstig, zumal sie ganze 8 GB mehr Speicher besitzt! Stellt man den Preisanstieg ins Verhältnis zur Mehrleistung (+33 bis 44 Prozent), dann bietet die Radeon RX 7900 XTX ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Dies gilt auch für die kleinere Radeon RX 7900 XT, deren Mehrleistung mit durchschnittlich 27 Prozent ebenfalls größer ist als der Preiszuwachs.
Fazit
sehr schnelle Grafikchips, die aber bei der Raytracing-Leistung deutlich hinter der Konkurrenz liegen.
Pro
- sehr gute Rasterisierungsleistung
- gutes Preis-/Leistungsverhältnis (im Vergleich zur Konkurrenz)
- unterstützt DisplayPort 2.1
Contra
- Nachholbedarf bei der Raytracing-Leistung
- hoher Stromverbrauch bei der Videowiedergabe (4K/HDR)
- hoher Preis
Quellen:
- https://www.computerbase.de/2022-11/amd-radeon-rx-7900-xtx-rdna-3-vorstellung/
- https://www.computerbase.de/2022-12/amd-radeon-rx-7900-xtx-xt-review-test/
- https://www.pcgameshardware.de/Radeon-RX-7000-Grafikkarte-278190/Specials/Radeon-7900-XTX-vs-RTX-4090-Specs-Preis-Benchmark-RDNA-3-Performance-1406625/
- https://www.pcgameshardware.de/Radeon-RX-7000-Grafikkarte-278190/Tests/Radeon-7900-XTX-7900-XT-Test-Benchmark-Review-1409055/